Das Begräbnis findet am 3. März um 11 Uhr am Maurer Friedhof statt.
Im Oktober 2021 haben wir uns zum Podcast getroffen, der weiter unten verlinkt ist. Mit Worten lässt sich gar nicht fassen, was Manfred Jagsch hier persönlich und auch zwischen den Zeilen sagt. Vor allem auch, WIE er es sagt. Schon damals war er schwer krank, trotzdem konnte das seine positive Ausstrahlung überhaupt nicht trüben, und er war überzeugt, dass er die heimtückische Krankheit besiegen wird.
Obwohl er durch diese Krankheit schon etwas geschwächt war, trug er zwei schwere Aktenordner, die er zum Gespräch mitnahm und die seine erfolgreiche Karriere in Mauer eindrucksvoll dokumentierten, wie nichts unterm Arm.
Sein größter Erfolg war ohne Zweifel seine wunderbare Beziehung mit seiner Frau Magda. Selten traf man einen von beiden allein. Vor wenigen Wochen sah ich Magda zufällig am Maurer Hauptplatz, da wartete sie auf Manfred, der gerade bei Dr. Becker seine Zähne kontrollieren ließ.
Im Podcast spürt man nicht nur die überfließende Liebe zu seiner Frau. Liebe geht ja bekanntlich oft durch den Magen und so ist es wenig verwunderlich, dass er – gefragt nach seiner Lieblingsspeise – antwortete: Alles, was meine Frau kocht. Auch seine Kinder und Enkelkinder waren ein Lebensmittelpunkt für ihn, und er hoffte so sehr, dass er mit allen gemeinsam 2022 noch einmal in sein bevorzugtes Urlaubsland Dänemark würde fahren können.
Auch nach seiner Pensionierung und der Übergabe des Papierfachgeschäfts blieb Manfred in Mauer präsent. Wenn er über die Geßlgasse ging, wurde er ständig angesprochen, genau so beim Heurigen oder sogar in der Inneren Stadt traf er immer wieder zufällig seine alten Kund*innen, mit denen er gern plauderte.
In enger Zusammenarbeit mit der Maurer Heimatrunde organisierte er noch im Oktober 2021 eine große Ausstellung „Hundert Jahre Filmstudio Rosenhügel“. Hier konnte der leidenschaftliche Sammler von Briefmarken (er war seit 1967 Mitglied des Briefmarkensammler-Vereins donau) mit den Heimatkunde-Experten hervorragend zusammenarbeiten. Siehe das Foto mit DI Wolfgang Mastny, dem Obmann der Maurer Heimatrunde.
Als Obmann des Maurer Geschäftsleutevereins brachte Manfred mit seinem Team viel für Mauer weiter, und auch noch Jahre später erinnern sich alle gut daran, dass er einfach der „Präsident“ war, auf den man sich immer verlassen konnte und der so viel für das positive Klima im Verein beitrug.
Er hätte seine Enkelkinder gern aufwachsen gesehen. Magda und ihre Kinder werden ihnen über ihren Großvater erzählen und nicht nur in ihren Herzen wird er weiterleben.
Hören Sie hier den Podcast mit Manfred Jagsch, der im Oktober 2021 aufgenommen wurde. Hier finden Sie einen Text über Manfred. (Norbert Netsch)
Mit Manfred Jagsch geht ein weiteres Versatzstück auch meiner Kindheit (geb. 1960) dahin. Zum “Schlesinger”, zum “Binder”, zum “Jagsch”, das waren so die Fixpunkte der Einkaufsrunden, auf denen ich meine Mutter begleitet habe.
Erst vor Kurzem habe ich darüber nachgedacht, dass diese sehr lebendige und prägende Kindheitserinnerung nur bis zur Volksschule gedauert haben kann, danach hatte ich ja keine Zeit mehr am Vormittag.
Meine Mutter, Hausfrau, ging täglich einkaufen. Bernheier und Meinl (damals noch dort, wo jetzt schon viele Jahre der Billa ist) waren wohl tägliche Stationen, der Binder auch oft, der Jagsch und der Schlesinger nach Bedarf.
Ich war nie im Kindergarten, daher nahm mich meine Mutter immer zum Einkaufen mit. Ein Erlebnis, das mich für das Leben geprägt hat und bis heute mein Kaufverhalten bestimmt bzw. meine große Freude an der Nahversorgung.
Ein Erlebnis, das kaum mehr jemand teilt, denn die allermeisten Menschen kennen ja nur noch den Supermarkt.
Ich kannte alle Geschäftsleute und alle kannten wohl auch mich. Zumindest erinnere ich mich an herzliche Empfänge, beim Binder gab es immer das Radl Wurst, beim Meinl oft eine Bensdorp-Schokolade im Gegenwert von 1 Schilling, über die Budel mir zugereicht.
Beim Jagsch war damals noch der Vater zu Gange. Sogar von ihm habe ich noch ein Bild im Kopf. Beim Binder gab es den “Herrn Franz”, einen beleibten Fleischhauer, bei dem waren wir Stammkunden.
Schade, dass ich das Begräbnis versäumt habe, da wäre ich mitgegangen.
Ich bin leider nur noch sehr selten in Mauer, seit meine beiden letzten alten Nachbarn gestorben sind (ich habe im Haus Maurer Lange Gasse 3 gewohnt, das Haus wurde 2003 verkauft). Aber ich nehme wahr, dass es die Geßlgasse nicht leicht hat. Das Schuhgeschäft ist ein großer Verlust.
Die Papierhandlung allerdings scheint nach wie vor sehr lebendig.