Mag. pharm. Karl Berg 

     (1911 – 1996)

Nach dem Essen soll man ruhn

oder tausend Schritte tun!

Johann Huber spricht zur Frau:

„Sag mir also ganz genau

was ich heute bringen muss,

sonst gibt`s wiederum Verdruss.

Ich mach jetzt die große Runde,

denn hinaus woll´n unsre Hunde.“

Und sie nennt gar vielerlei

Wurst und Käse, Milch und Ei

Zahnpaste und Speck und Spargel

Rote Rüben, frische Quargel.

Auf den Zettel schmal und klein

trägt sie schließlich alles ein.

Zorn und Stolz in ihm obsiegen:

Er läßt ihren Zettel liegen.

„Mein Gedächtnis, meine Stärke

Wetten, dass ich mir das merke.“

Und mit Abscheu er verkündigt:

„Ich bin ja noch nicht ganz entmündigt“.

Mit gekränktem Stolz er spricht:

„Deinen Zettel brauch ich nicht!“

Doch nach kurzer Zeit fragt er,

wie das mit den Quargeln wär.

Als er fragt zum zweiten Mal

Wird es schließlich ihr zur Qual.

Sie schreit: „Willst du mich verscheisserln,

geh mit deinen Hunden äußerln!“

Durch die Anton Kriegergasse

kommt er auf des Berges Trasse.

Dass ihm oben wird nicht fad

wählt er jetzt den Waldlehrpfad.

Ach, wie arm, wenn man nicht hätte

dort des Schießens einstge Stätte.

Eh er sich ins Stüberl hockt

wern die Dackeln angepflockt.

Ein Kaffee mit Butterbrot

stillt des Hungers ärgste Not.

Kurz drauf sieht man mit den Dackeln

ihn zufrieden talwärts wackeln.

Jedoch im Vorüberhuschen

lockt ein grüner Föhrenbuschen.

Edlmoser wird entdeckt,

er hat heute ausgesteckt.

Und die Hunde schnuppern froh

Hubern geht es ebenso.

Ein Geruch – teils Wurst, teils Wein –

und sie ziehen ihn hinein.

Nur ein kleines Achterl Spezi

stehend an der Schank – versteht si.

Und die Dackeln wackeln weiter,

alle drei sind schon recht heiter.-

„Grausenburger“ lockt und girrt,

man ist schon ganz leicht verwirrt.

Doch das Grausen liegt nur im Namen

Schluss mit der Versuchung – Amen!

Wenn der gute Rote lockt

Zeigt er sich noch brav verstockt.

„Lindauer“ das klingt schon besser.-

Und verwegen sitzt der Stesser.

Auf dem Kopfe schon recht schief,

und von drinnen kommt der Mief,

der Kaschemmenduft, der gwisse,

fort sind die Gewissensbisse.

Und in eine Au von Linden

sieht man ihn durchs Tor verschwinden.

Kein Bekannter an den Tischen,

so soll nur ein Gspritzter zischen.

Weil der Gspritze fröhlich zischt,

fühlt man sich mit Recht erfrischt.

Aber leider durch die Lüfte

Locken jetzt des Lentzes Düfte.

Außerdem amtiert darin

eine hübsche Kellnerin.

Und man sieht, zur andren Seiten

ihn mit kräftigem Schritte schreiten.

„Nur ein Achterl bei der Schank,

davon wird man ja nicht krank°

Vater Lentz begrüßt die Gäste

Und bewirtet sie aufs Beste.

Frau und Tochter und der Sohn

assistieren dabei schon.

Am Buffet das überquillt

wird der Hunger schnell gestillt.

Mit Tablett kann man nicht stehn,

also muss er weitergehn.

Spähend blickt er jetzt herum,

sucht bekanntes Publikum.

Hinten sitzt die frohe Runde

drunter mancher Meinlkunde,

dem die Gattin aufgetragen

Meinlware heimzutragen.

Nun beschließt man, mit den andern

gleichzeitig dort hinzuwandern.

Der Beschluss, kaum noch beschlossen

wird gleich kräftig noch begossen.

Torkelnd setzt man sich in Trab:

Gott sei Dank, es geht bergab.-

An den Ringen für die Kunden

wer n die Dackeln angebunden.

Gleich beim Eingang steht man Schlange

vor der blöden Eisenstange.

Wies in Warenhäusern Brauch

schlägt die Stange auf den Bauch.-

„War es Pfeffer oder Salz?

War es Butter oder Schmalz?

Was von all den vielen Dingen

soll er jetzt der Gattin bringen?“

Denn verwirrt sind die Gedanken,

wenn selbst die Regale schwanken.

Und mit angstverzerrter Miene

starrt man auf die Wurstmaschine.-

Doch auch in der rechten Ecken

kann man heut sich nicht verstecken.

Wo das scharfe Messer blitzt

und des Rindes Beuschel schlitzt.

Ebengrad ersteht ein Mädl

eines toten Schweines Schädl.

Ausgestochne Augenhöhlen

können schon beim Anblick quälen.

Und die Leber, zart und frisch

blutig liegt sie auf dem Tisch.

Dort im Eck erblickt man gar

eine tote Hühnerschar.

Sein Gemüt umwölkt ihn traurig –

Er sagt: „Schaurig, schaurig, schaurig!“

Jedoch von der linken Budel

fröhlich lacht ein Topfenstrudel.

Und – was sehnlichst man begehrt

wird auch allsogleich verzehrt.

Und der Mokka stärkt die Glieder,

die Gedanken kehren wieder.

Alles wird jetzt schnell besorgt

und im Sackerl gleich versorgt.

Die zwei Dackeln wern befreit

und sie bellen wie nicht gscheit.

Bei der Tür sieht man die andern

einzeln jetzt nach Hause wandern.

 

Ja der Westwind, der macht frisch.

Abends sitzt man froh beim Tisch.